Swisspower Innovation war von Beginn an eine umsetzungsorientierte Kooperation. Seit 2020 werden in regelmässigen Abständen «Innovation Challenges» durchgeführt, um noch fokussierter und in stadtwerkeübergreifenden Teams relevante Themen zu bearbeiten. Im Interview berichten Orlando Gehrig, Leiter Kooperationen und Innovation, sowie Luise Letzner, Projektleiterin Innovation, von der erstmaligen Umsetzung des neuen Innovationsformates bei Swisspower.
Wie laufen die Swisspower Innovation Challenges ab?
Luise Letzner: Sie funktionieren ähnlich wie Innovationssprints und sind auf ein halbes Jahr begrenzt. Dadurch stellen wir sicher, dass wir schnell vorwärtskommen. Pro Challenge beschränken wir uns auf eine Fragestellung und erarbeiten dazu die Lösung.
Orlando Gehrig: Wir von Swisspower moderieren den Prozess, ziehen bei Bedarf Fachleute bei und motivieren die Teilnehmenden. Somit entstehen in kurzer Zeit konkrete Resultate.
Wer bestimmt die Themen der Challenges?
Luise Letzner: Die Stadtwerke. Bei den ersten drei Challenges, die wir gerade abgeschlossen haben, ging es um die Weiterentwicklung der VNB-Praxismodelle, die Tarifierung von Flexibilitäten und um Beteiligungsmodelle an regionalen Photovoltaikanlagen.
Wie lautet das Fazit zu den Challenges?
Luise Letzner: Das Format mit fixem Zeitrahmen bewährt sich. Alle Teilnehmenden haben gut zusammengearbeitet und stark profitiert. Entstanden sind Materialien für die Praxis.
Wie gross ist der Aufwand der Stadtwerke für die Innovation Challenges?
Orlando Gehrig: Ihre Mitarbeit ist vor allem zu Beginn gefragt, um die Ausgangslage zu analysieren und die Aufgabe zu konkretisieren. Beim Erarbeiten der Lösungen beteiligen sie sich so, wie es ihre Ressourcen erlauben. Klar ist: Wenn die Stadtwerke ihre Fragestellungen im Rahmen der Innovation Challenges bearbeiten lassen, kommen sie schneller und einfacher zu einer fundierten Lösung, als wenn sie es allein machen.
Wann starten die nächsten Challenges?
Luise Letzner: Ab August 2020. Zu den Themen zählen diesmal unter anderem die Entwicklung von Smart-City-Angeboten sowie Lösungen fürs CO2-Capturing.
Können sich an den Innovation Challenges weitere Stadtwerke beteiligen?
Orlando Gehrig: Die Challenges sind zu einem wesentlichen Teil unseres Angebots geworden. Deshalb stehen sie exklusiv jenen Stadtwerken offen, die sich an der Kooperation Swisspower Innovation beteiligen – ein guter Grund mehr, bei uns mitzumachen.
Die Challenge Themen im Rückblick
Im Zeitraum von Februar bis Juni 2020 wurde das neue Format erstmalig mit den den Swisspower Innovation Partnern durchgeführt.
Challenge 1: VNB Praxismodell
Die ElCom hat im September 2019 kommuniziert, dass sie bestimmte Eigenverbrauchs-Praxismodelle als unzulässig erachtet. Im Rahmen der Kooperation «Swisspower Innovation» wurden regulatorische Interpretationsfragen bezüglich des VNB Praxismodell identifiziert und detailliert mit der ElCom und dem BFE ausgewertet. Zudem wurde analysiert, welche Anpassungen an den bestehenden Praxismodellen nötig sind und es wurden entsprechende Umsetzungs-Unterlagen erarbeitet – konkrete Hilfsmittel und Vorlagen zu notwendigen Anpassungen für Stadtwerke.
Challenge 2: Tarifierung von Flexibilitäten
Im Rahmen dieser Innovation Challenge wurden die Grundlagen für ein Tarifmodell für Flexibilitäten geschaffen, das auf vorhandenen technischen Infrastrukturen basiert, das heisst alle durch die Rundsteuerung steuerbaren Lasten wie Boiler, Wärmepumpe, PV-Anlagen, Ladestationen etc. von EFH, MFH und Dienstleistungsbetrieben. Analysiert wurden neben unterschiedlicher bestehender Flexibilitätstarife Schweizer Energieversorger auch regulatorische Interpretationsfragen.
Challenge 3: Beteiligungsmodelle für lokale PV-Anlagen
Im Rahmen dieser Challenge haben wir das Potenzial der Vermarktung von lokalproduziertem Strom für Stadtwerke analysiert. Untersucht wurden insbesondere Modelle für die Beteiligung von Kunden an regionalen PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern. Entstanden sind neben Ideen für neue Beteiligungsmodelle und Vermarktungsideen auch eine Auswertung von Kundenmotivationen bezüglich möglichen Beteiligungsangeboten.