Lernen von der Smart City Wien

Die Best-Practice-Reise von Swisspower Innovation führte Ende November 2019 nach Wien.

Viele Schweizer Stadtwerke beschäftigen sich mit dem Geschäftsfeld Smart City. Die Partnerstadtwerke von Swisspower Innovation informierten sich Ende November auf einer Best-Practice-Reise über die Aktivitäten der Smart-City-Stakeholder in Wien – von der Smart-City-Agentur Urban Innovation Vienna über die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research bis zum städtischen Energieversorger Wien Energie.

Wien belegt regelmässig Spitzenplätze in den internationalen Rankings der lebenswertesten Städte. Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Digitalisierung stellen aber auch die österreichische 1,9-Millionen-Metropole vor grosse Herausforderungen. Wiens Antwort darauf ist eine ganzheitliche Smart-City-Strategie: Sie will eine hohe Lebensqualität für alle Menschen in der Stadt ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schonen. Technologische Innovation ist für Wien Mittel zum Zweck – sie soll den Weg bereiten zur smarten Stadt.

«Mei Stadt is ned deppat»

Doch was heisst «Smart City» genau? Auf gut Wienerisch ungefähr so viel wie «Mei Stadt is ned deppat». Damit das abstrakte Konzept für die Bevölkerung fassbar wird, rückt die Stadt in der externen Kommunikation vor allem die konkreten Smart-City-Projekte in den Fokus – von intelligent gesteuerten Ampeln über Fassadenbegrünung bis zu E-Health. Zur internen Orientierung setzt Wien auf ein umfangreiches Monitoring, das die Smart-City-Ziele in konkrete Indikatoren herunterbricht. In 54 Teilbereichen verfolgt die Stadt, wo sie ihre Ziele erreicht und wo nicht. Dank dem ÖV-Jahresticket für 365 Euro ist etwa die Zahl der ÖV-Fahrten markant gestiegen. Neue Verkehrsmittel wie E-Trottinette ersetzen hingegen vor allem Fusswege statt Autofahrten.

Auch Zielkonflikte werden mit dem Monitoring sichtbar. So geht günstiger Wohnraum meist auch mit tiefen energetischen Standards einher. Als Europas grösste Immobilieneigentümerin hat die Stadt Wien mit ihren rund 200’000 Gemeindewohnbauten allerdings einen grossen Hebel, um den CO2-Ausstoss im Gebäudebereich zu senken.

Ein neuer Stadtteil für 20’000 Menschen – und ein Reallabor für die urbane Energiezukunft

In der Seestadt Aspern richtet Wien mit der grossen Kelle an: Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens entsteht bis 2028 ein vollkommen neuer Stadtteil mit je 20’000 Wohn- und Arbeitsplätzen. Die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research (ASCR) im Besitz von Siemens, Wien Energie, Wiener Netze und der Stadt Wien nutzt den wachsenden Stadtteil als Reallabor, um technische Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum zu entwickeln. Getestet werden einerseits Lösungen für smarte Gebäude, Netze und Datenanwendungen. Eine wichtige Rolle spielen andererseits die Nutzerinnen und Nutzer, die mit ihrem Verhalten Energie sparen – oder eben gerade nicht. Über 100 Haushalte nehmen am Forschungsprogramm teil.

Innovation für Kundinnen und Kunden

Letzte Station der Best-Practice-Reise war Wien Energie. Der städtische Energieversorger beliefert mit rund 2 Millionen fast doppelt so viele Kundinnen und Kunden wie alle Swisspower-Stadtwerke zusammen, setzt sich jedoch mit ähnlichen Themen auseinander – Sektorkopplung, Kulturwandel im Unternehmen, Blockchain oder die Zusammenarbeit mit Startups sind nur einige.  Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen bindet Wien Energie seine Kundinnen und Kunden stark ein und lässt diese etwa Prototypen testen – bei Pizza und Bier.