«Stadtwerke tun gut daran, Ressourcen zu bündeln»

Christoph Woodtli und Beat Pretali berichten, wie sie das Thema Innovation in ihrem Stadtwerk angehen.

Auch für kleine und mittlere Stadtwerke hat Inno­va­tion einen immer grösseren Stellenwert. Welche Themen für sie wichtig sind und wie ihnen dabei Ko­operationen helfen, erklären Christoph Woodtli, Innovations- und Projekt­mana­ger bei der Energie Thun AG, und Beat Pretali, Projektleiter Energieeffi­zienz und Innovation bei den Technischen Be­trie­­ben Kreuzlingen.

Welche Bedeutung hat Innovation für Ihr Stadt­werk?

Christoph Woodtli: In unserem Unter­nehmen herrschte früh das Bewusstsein, dass sich in der Energiebranche grosse Veränderun­gen abzeichnen. Deshalb wurde schon 2011 mei­ne Stelle des Innovationsmanagers geschaf­fen. Es ist wichtig, die Innovation voranzutrei­ben, solange wir noch die Mittel dazu haben.

Beat Pretali: Innovation hat für uns einen im­mer grösseren Stellenwert. Denn technischer Wan­­del, Energiestrategie 2050, Smart Grid und Digi­ta­lisierung im Allgemeinen sind nur einige neue Rahmenbedingungen, die bisherige Tech­nolo­gien und Geschäftsmodelle in Frage stellen.

Welche Innovationsthemen sind aus Ihrer Sicht für Stadtwerke besonders wichtig?

Christoph Woodtli: Erstens die Elektromobilität. Wir erhalten im­mer mehr Anfragen dazu, vor allem zur Lade­infrastruktur in Mehrfamilienhäusern und Tiefga­ra­gen. Zweitens soll sich Thun zu einer Smart City entwickeln und wir wollen dabei eine zentra­le Rolle spielen. So wandeln wir uns vom Ver­sor­ger zum Betreiber einer lokalen Energiedreh­scheibe und verzahnen die zahlreichen Partner miteinander.

Beat Pretali: Die wichtigsten Innovationsthemen hängen vom Auftrag und von der Positio­nie­rung des je­wei­ligen Stadtwerks am Markt ab. Unser Fokus liegt auf dem Smart Grid und anderen In­no­­va­tionsthemen rund um die Netze. Wir blei­ben also nahe am bisherigen Kern­geschäft. Eine Di­ver­si­fikation steht nicht im Vordergrund.

Bei welchen Innovationsthemen macht eine Kooperation mehrerer Stadtwerke am meis­ten Sinn?

Christoph Woodtli: Kooperationen sind in allen Bereichen sinn­voll. Doch die Erfahrung zeigt: Sie lassen sich vor allem bei neuen Themen realisieren, bei denen man gemeinsam auf der «grünen Wiese» startet. Das gilt etwa für die LoRaWAN-Techno­lo­gie. Bei der Elektromobilität hingegen ist eine Zu­sam­men­arbeit schwieriger, weil die Stadt­werke schon unterschiedlich eingespurt sind.

Beat Pretali: Kooperationen machen vor allem bei Markt- und Branchentrends Sinn, die zwar absehbar sind, deren Wirkung aber noch unklar ist. Hier tun gerade kleinere Stadtwerke wie wir gut da­ran, Res­sourcen zu bündeln. Die Herausfor­de­run­­gen in Bereichen wie etwa Big Data, Smart Grid und Elek­tro­­mo­bilität lassen sich kaum auf lokaler Ebene lösen.

Ihr Unternehmen engagiert sich bei Swiss­power Innova­tion. Wie profitieren Sie von dieser Kooperation?

Christoph Woodtli: Wir schätzen das Trend- und das Start-up-Scouting, weil wir dadurch nichts verpassen und wichtige Kontakte erhalten. Nützlich ist auch der institutionalisierte Austausch mit den anderen Stadt­wer­ken. Und durch regelmässige Infor­ma­tionen, Inputs und Anfragen sorgt Swisspower Inno­vation da­für, dass wir an den Themen dran­bleiben. Ohne solche externen Impulse würde das Innovations­management bei uns wegen der Ar­beiten fürs Tages­geschäft oftmals zu kurz kommen.

Beat Pretali: Swisspower Innovation ist für uns eine wert­volle Inspirations- und Austauschplattform. Wir setzen uns dadurch mit den relevanten Themen und Entwicklungen auseinander und er­ken­nen die Handlungsoptionen. Bei Technolo­gien und Methoden verschafft uns Swisspower In­no­va­tion den Zugang zu Wissen und Kompe­tenzen.

Welche Massnahmen haben Sie konkret schon umgesetzt?

Christoph Woodtli: Wir arbeiten einerseits in der AG Smart City mit und haben uns andererseits an einer von Swisspower Innovation koordinierten Ausschrei­bung zum Thema Elektromobilität beteiligt. Zudem dient die Studie «Stadtwerk 2025» unse­rem Verwaltungsrat als Input für die Strategie­über­prüfung.

Beat Pretali: Auch wir sind Teil der AG Smart City und sammeln in einem Feldtest Erfahrungen mit der LoRaWAN-Technologie. Durch die Ko­ope­­ration haben wir unser Eigenverbrauchs­modell überar­bei­tet und in dieser Form einge­führt.  Gemein­sam mussten wir jedoch auch erkennen, dass unsere Idee eines virtuellen Speichers den regu­la­to­rischen Vorgaben zurzeit nicht entspricht.